Am vergangenen Wochenende reisten 2 bekannte Vereine in Hamburg an: Der FC Bayern München und der Business Club Loorenkopf. Während das Spiel des bayerischen Rekordmeisters gegen den HSV 0:0 unentschieden ausging, konnten wir Schweizer einen klaren 2:1-Sieg verbuchen. Denn nach einem frühen Schlag der Nordlichter, an dem wir am Tag 1 schwer zu arbeiten hatten, gewannen wir nach und nach unsere gewohnt souveräne Siegermentalität zurück und entschieden die Tage 2 und 3 klar für die Schweiz, aber alles der Reihe nach:
Eigentlich war an der Reise eines beachtlichen Grüppchens aus unseren Kreisen das meiste wie üblich, nämlich allererste Sahne. Flug, Bedienung und Stimmung. Das Hotel Madison erwies sich als Spitzen-4-Sterne würdig. Die Rundfahrten mit Doppeldeckerbussen, Hafenbarkassen, Alsterschiffen, mit Velos und Taxis, vor allem aber auch unsere Stadtexpeditionen zu Fuss öffneten unseren Blick für eine edle Stadt, die Freie und Hansestadt Hamburg (der Titel kommt übrigens daher, dass Hamburg ähnlich wie Zürich zu keiner Zeit einem Kaiser, König oder anderem adeligen Vogt zu Gehorsam und Tribut verpflichtet gewesen war, dafür aber als Mitglied der Hanse angehörte – einer Allianz von Kaufleuten zum Schutz vor See- und anderen Räubern und zur Interessensvertretung).
Wir erlebten einen kulinarischen Genuss nach dem anderen: Höhepunkt war sicherlich das Dinner im besten Fischrestaurant der Stadt, direkt am Hafen. Die Bilder erzählen mehr als es alle Worte könnten. Wir hatten es anregend untereinander, lachten viel und vertieften unsere Freundschaften. Wir, das waren die Mitglieder des BCL mit Anhang, Gäste und eine Gruppe, die uns begleitete, aber ein eigenes Programm bestritt. Das sind normalerweise die Ingredienzen eines Hammerweekends, und so war es auch in unserem Fall – ausgenommen allerdings der 1. Tag unserer Reise.
Denn der war eigentlicher Anlass für die Reise in den Norden, wurde uns aber von einem Nordlicht gründlich durcheinandergewirbelt. Als wir nämlich im letzten Jahr Peter Spuhlers imposante Werkhallen bei Stadler Rail besuchten, berichteten Albrt Rüeggsegger und Dieter Brecheis übereinstimmend, dass es grössenmässig ganz m Norden noch eine Steigerung gäbe: eine 570 m lange und 75 m hohe Halle, in der parallel nebeneinander 2 Kreuzfahrtriesen gleichzeitig gebaut werden könnten. Die Meyer Werft in Papenburg. Klar, dass wir das sehen wollten. Und deshalb hatten wir uns beizeiten auf den Weg gemacht, flogen nach Hamburg und wollten dann mit dem Car nach Papenburg. Allerdings schien dessen Chauffeur eben genau das verhindern zu wollen. Nicht nur, dass er uns nicht abholte, sondern uns auf dem entfernten Parkplatz in seinem ungeputzten Fahrzeug erwartete. Er machte auch keinerlei Anstalten, uns beim Verlad das Gepäcks zu helfen, hatte weder Getränke noch Snacks an Bord genommen, und kühlte das Innere des Cars, als wären wir die Snacks. Dafür wurde es dann aber doch bald recht hitzig, als sich herausstellte, dass man ihn und sein ständiges Geschwafel nur unter Gewaltandrohung seitens unseres Reiseleiters, Albert Rüegsegger, zum Schweigen bringen konnte.
Aber wahrscheinlich wollte er damit nur kaschieren, dass er eigentlich den Bus gar nicht fahren konnte und erst einmal 2 Minuten auf der Autobahn im Stand damit zubrachte, die Gänge zu finden. Dann aber fuhr er und fuhr fortan und fuhr, bis wir nach 1 ½ Stunden merkten, dass wir soeben unseren Startpunkt erneut passierten. Eine weitere, etwas kürzere Irrfahrt – und wir verlangten einen Stopp, um uns Vorräte zu erwerben und die Situation zu besprechen, denn alle Einladungen für selbigen Abend schienen unerreichbar zu werden. Nach kurzem Palaver im Stile der friedvollen Appachen drehte die kulinarische Spezialeinheit per Taxi nach Hamburg zurück und verzichtete auf den Besuch von Papenburg und der Meyer-Werft. Sie hat dank dieser Wende mit wenig Verspätung dann doch noch zu ihrem Sterne-Koch gefunden. Der verbleibende grössere Rest bestand dagegen darauf, die Werft zu besichtigen und blieb auch dann noch dabei, als sich der Chauffeur zwei weiter Male verfuhr, die Vertrauensfrage stellte – die ihm von Albert mit Ablehnung beantwortet wurde – und schliesslich von 4 BCL-Mitgliedern und deren GPS-Apps beaufsichtigt doch noch zum Werfttor nach Papenburg fand. Den gemütlichen Teil (Apéro auf der „Friederike“, einem alten Segler, und Besichtigung des wirklich schönen Städtchens) hatten wir bis dahin bereits abgeschrieben.
Umso beeindruckender zeigte sich die Werft bei einer sachkundig geführten VIP-Werksbesichtigung. Die unternehmerische Power dieses reinen Familienunternehmens mit über 300-jähriger Geschichte (http://www.meyerwerft.de) verlangte uns gehörigen Respekt ab. Und die Ozeanriesen natürlich auch: der eine befand sich gerade im Bau in der gigantischen Halle, der andere, die Quantum of the Seas, schwamm bereits im kleinen Hafenbecken vor der Halle und wartete nur noch unseren Besuch ab, bevor er am Montag über das Flüsschen Ems mit teilweise gerade mal 1 m Platz auf jeder Seite in die Nordsee manövriert wurde (nachzulesen und zu -sehen unter: http://www.sueddeutsche.de/reise/kreuzfahrtschiff-quantum-of-the-seas-mit-dem-giganten-durchs-nadeloehr-1.2143152). Dennoch musste unsere Stimmung gehoben werden, als wir mit zweistündiger Verspätung (und das bereits 14 Stunden nach Abflug) wieder zurück in Hamburg zum Nachtessen waren. Die meisten von uns schafften es (oder fast); unser umtriebiger Reiseleiter, Albert Rüegsegger, hatte da mehr Mühe. Auch als ihm der Busunternehmer die fristlose Kündigung des besagten Chauffeurs meldete, musste er sich bar jeglichen Appetits und Dursts erstmals zur Ruhe legen, um seine Contenance wieder zu finden.
Wir vom BCL sind auch bei erschwerten Bedingungen nicht klein zu kriegen, aber unsere Gäste taten uns ein wenig leid. Und so ging der Punkt für den ersten Tag eben doch in den Norden. In der Nacht sammelten wir dann neue Kräfte und die Punkte für die beiden Folgetage. Strahlender Sonnenschein lud zu diversen Hafen- und Stadtbesichtigungen (Luft, Strasse, Wasser) und befriedete uns im Verlaufe des Samstags peu à peu. Ein paar Fussball-Freunde besuchten das Spiel HSV – Bayern München; ich nicht. Das Shopping-Fieber verbrannte dann noch die letzten Rachegelüste, und so waren wir bereit, vor allem unserem Reiseleiter zu verzeihen; zwar konnte er nichts für die Malaise des ersten Tages, aber er war halt verantwortlich.
Albert Rüegsegger kam zurück, wie wir ihn kennen: in alter Frische. Er stand am nächsten Tag ungebrochen vor uns und lud uns alle auf Kosten der Passage-Reisen zum Gala-Essen ein, das in allen Teilen diese Bezeichnung verdiente. Kurt Unholz, der Feinschmecker, hatte sich kurz vorher noch insofern eingemischt, als er empfahl, den „Sole“ zu wählen. Ein guter Rat! Dermassen befriedigt und verwöhnt, entsandten wir nach einem vorzüglichen Dessert einen Stosstrupp mit dem Auftrag, St. Pauli und die „Herbertstrasse“ auszukundschaften, wo bereits seit dem Vormittag reger Verkehr herrschte. Keine Gefangen (noch), das war die einzige Bedingung. Und man(n) hielt sich daran. Der Punkt für Tag 2 ging an uns.
Und auch der Sonntag war auf unserer Seite, auch wenn der Wecker für den Fischmarkt (der beginnt bereits um 5:00 Uhr!) den einen oder die andere doch arg früh aus den Federn holte. Aber die Stadt Hamburg, das Wetter, die vielen Eindrücke versetzten uns wieder in unsere gewohnt heitere Stimmung, die wir beim Brunch auf dem Fischmarkt noch deutlich steigern konnten. Der Brunch, ein Buffet der Extraklasse, zwei Rock-Bands, die in der riesigen Markthalle schon seit den frühesten Stunden einheizten, machten uns staunen. Die Spätheimkehrer waren bald nicht von den Frühaufstehern zu unterscheiden. Der Höhepunkt der Höhepunkte aber war das Geburtstagsständchen der Hamburger Altrocker zu Ehren von Ivo, der justement an diesem Tag seinen Geburtstag feiern musste.
Liebe Daheimgebliebene, wir haben uns im Norden tapfer geschlagen, haben Ehre für unseren Club eingelegt und bis zur letzten Minute (wir mussten erst um 16 Uhr auschecken) in Gruppen- und Einzelkämpfen rund um die Innenstadt jedes Geschäft angegriffen. Ich persönlich habe meine Liebste vorzugsweise ausschliesslich in Geschäfte geführt, welche die heilige Sonntagsruhe beherzigten. Wie zudem schon erwähnt, gab es keine Gefangenen und das Motto: „What happens in Hamburg, stays in Hamburg“ werden wir an dieser Stelle auch nicht infrage stellen.
Wir verabschiedeten uns von dieser schönen Stadt, von ihren freundlichen humorvollen Menschen (mit Ausnahme des einen, aber der war ja nach eigene Angaben eigentlich sowieso aus Schwerin) und gelobten, so rasch wie möglich wieder zu kommen, zumal uns die Stadt zum Abschied extra Udo Lindenberg zum Flughafen schickte, damit wir uns davon überzeugen konnten, dass er seinen Hut und seine grosse Sonnenbrille wirklich nicht unbegründet trägt, bevor wir dann im Nachgewitter Zürich äusserst pünktlich landeten. Zwei Merksätze haben wir dann auch noch mitgenommen. Der eine stand auf einem T-Shirt am Fischmarkt:„Ich würde mich ja gerne mit Ihnen intellektuell duellieren, aber wie ich sehe sind Sie völlig unbewaffnet!“ Und der zweite stammt von der bayerischen Kabarettistin Lisa Fitz, die einmal sagte: „Striptease ist an und für sich ziemlich sinnlos. Denn würden Sie den Koch anschauen, wenn Sie Hunger haben?!“ Damit haben die Bayern in Hamburg zwar einen Punkt gemacht, wir aber hatten zwei. Wie unser Ehernmitglied Walter Scheibli sagen würde: Bayern: Eins! BCL: Zwei!
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