Sepp Blatter kam mit Chauffeur und Autor, Thomas Renggli, Sohn einer Legende im Sportjournalismus, Sepp Renggli. Aber er kam als Privatmann, allerdings immer noch mit viel Charisma und Charme, aber sehr einfach, ja demütig, war dankbar, dass er von seiner Warte aus erzählen durfte, und was er erzählen konnte, liess erahnen, welches Wellental er durchschreiten musste und genoss es, sich nicht rechtfertigen zu müssen. Die Fakten, die nicht in den Massenmedien nachzulesen sind: Sepp hat gegen kein gültiges Recht der Schweiz verstossen. Er wurde nicht abgewählt, er wurde weggemobbt. Er will nichts rückgängig machen, er hat sich mit der Situation abgefunden. Abgefunden hat er sich nicht, dass die CAS ein politisches Urteil gefällt hat, dessen Widerrufung einige politische Kaliber in arge Bedrängnis brächten, abgefunden hat er sich nicht, dass er noch mit keinem Wort verabschiedet wurde, fast abgefunden hat er sich, dass ihm noch keiner gedankt hat, denn allen geht es besser als vorher, ausser jenen, die von ihren Regierungen in die FIFA delegiert wurden und jetzt im Gefängnis sitzen.
Es war einfach wohltuend auch die andere Seite zu vernehmen. Es gibt viele, die vertrauen den Massenmedien. Es sind wohl jene, die den Zeitungen auch geglaubt haben, als diese einen Präsidenten Trump nicht für möglich hielten, einen Austritt von England aus der EU noch weniger und darauf wetteten, dass Mario Renzi in Italien an der Macht bleibt. Genau heute wird Elisabeth Kopp 80 Jahr alt. Sie wurde angeklagt, weggemobbt und viel später zu 100 % rehabilitiert, aber ihre Karriere war zerstört Sie erwähnte heute am Radio, dass sich niemand, keiner aus ihrer Partei, auch nicht Moritz Leuenberger, sich je bei ihr entschuldigt haben. Ich will Sepp Blatter nicht heroisieren, aber er hat unübersehbare Verdienste, welche auch die Fehler nicht auszulöschen vermögen. Dass in diesen Höhen auch einmal Wirbelstürme stattfinden, die mit wirbligen Methoden bekämpft werden müssen, wissen alle, die mehr als nur Befehlsempfänger sind.
Wir waren 60 Mitglieder und Gäste, und wir waren alle gleichermassen beeidruckt. Sepp blickt durch, spricht inzwischen leise, versteht, verzeiht – und er freut sich an jeder Geste. Seine Bücher unterzeichnete er sorgfältig, wählte intuitiv mit jeder Unterschrift einen ganz persönlichen Spruch und hielt für jedes Selfie still. Dann wurde er nicht müde, aber er hatte noch drei Verabredungen, und trotzdem hat er es bis 15 Uhr bei uns ausgehalten. Natürlich hatte er ein Heimspiel, bewegte sich unter Freunden; aber etwas anderes wird er sich wohl auch nicht mehr antun. Er hat nicht mehr die Motivation und wahrscheinlich auch nicht mehr die Zeit, alle Unwahrheiten, alle Ungerechtigkeiten zu klären. Er war schon vorher philosophisch, jetzt einfach noch ein bisschen nachdenklicher. Es war ein toller Lunch, lärmig, eng, und er hat die Menschen näher gebracht.
Ganz am Schluss hat Reinhard Walser, ehemaliger Verbandspräsident des Liechtensteiner Fussballverbandes, in seinem Wortmeldung erwähnt, was in den Feedbacks bereits mehrfach zitiert wurde: Sepp Blatter ist ausser in Deutschland, England und erstaunlicherweise in der Schweiz speziell in Zürich, immer noch eine positive Erscheinung (er sagte «ein Gott»), und er dankte ihm für seine Verdienste.
Tony Navarro tobte die ganze Zeit, wirbelte, kochte, servierte und überschüttete uns, wie wenn es kein Morgen mehr gäbe. Wir haben uns sinnvollerweise nicht dagegen gewehrt. Jede Gegenwehr ist in so einem Moment ohnehin zwecklos. Die Bücher von Thomas Renggli über Sepp Blatter gingen wie heisse Weggli über den Tresen, über den Tisch. Viele haben eines vorbestellt, weil sie nicht dabei sein konnten, andere waren kurzfristig verhindert oder krank. Die Bude war auch so geragelt voll. Man darf über die FIFA denken, wie man will – über Sepp Blatter, über das was in den Medien zum Ausdruck kommt – jeder darf sich seine Meinung bilden, aber wer an diesem Anlass nicht dabei war, der hat etwas verpasst.
Der nächste Termin ist am Donnerstag, den 26.1.2017, das ist unsere Generalversammlung, die auch dieses Jahr wieder unterhaltsam wird, nicht weil Wahlen anstehen, sondern wegen der Location und den Gästen, die wir erwarten.