Der grosse Tisch bei Tony war gedeckt, wie wir es von Tony kennen. Die Abfolge der Speisen ein Reigen der Genüsse und die Gäste vom Feinsten. Diesen Umstand realisierten die meisten wohl erst im Verlauf des Treffens.
Urs Ziswiler, ein hochkarätiger Schweizer Diplomat, erprobt in vielen Verhandlungen (vor allem in den USA, als Botschafter) für die Schweiz, schaffte es immerhin in die Inter-A-Mannschaft des FC Luzern mit René Hasler, mit Bigi Meier, Kudi Müller und anderen, bevor ihn ein Beinbruch in die diplomatische Laufbahn zwang – im Nachhinein wohl ein glücklicher Umstand, für beide, für Urs und für die Schweiz. Er beleuchtete ein wenig die russische Situation, erinnerte an die alte Sowjetunion und welches Potential gegeben wäre, wenn alle Spieler von den alten Mitgliedern noch für Russland spielen würden. Ein Seitenblick machte plausibel, weshalb die Situation in der Ukraine, speziell auf der Krim, aus dem geopolitischen Zusammenhang nachvollziehbar sein muss.
Guido Tognoni, ein alter TAGI-Veteran, beschrieb seine internationale Tätigkeit im Orient und seinen wechselvollen Weg bei und mit der FIFA. Ich verzichte darauf, seine im geschlossenen Kreis geäusserte Meinung und Einschätzungen im Wortlaut widerzugeben, aber erhellend waren sie allemal.
Unser Lokalpolitiker, Urs Egger, seines Zeichens langjähriger Präsident des FC Seefeld, Mitglied im Gemeinderat und unser Mann für Sport und Bewegung, stellte sich vor allem den Fragen rund um das Stadion. Mit der geschlossenen Unterstützung von Sport und Fussball müsste es der bürgerliche Politiker schaffen, endlich in den Stadtrat gewählt zu werden.
Roger Berbig, Ur-Grasshopper, Sohn einer GC-Legende und sogar für einige Zeit Präsident des nicht mehr ganz so edlen Clubs, berichtete über den Weg von Fussball und Arztstudium und den Highlights aus beidem. Inzwischen ist er Besitzer von der „Sportsclinic“ und Vater von zwei Söhnen. Er ist heute noch erstaunt über das Mass an Feindseligkeit, die ihm als Präsident von GCZ entgegen brandete, und er kann sich die Reaktionen gegenüber Erich Vogel nicht erklären, immerhin einer der profundesten Kenner mit dem wahrscheinlich grössten fussballerischen Netzwerk, das sich seit fast 50 Jahren Schritt für Schritt entwickelte.
Es waren nicht nur die Vertiefung verlangenden Fragen, sondern auch die Dispute der Gäste, welche uns einen äusserst lebhaften Mittag bescherten. Guido Tognoni und Urs Ziswiler kannten sich vom Studium; Urs Egger, Roger Berbig und Christian Gross gingen zusammen zur Schule, alle drei mit Jahrgang 1954, alle drei gemeinsam Fussball.
Christian Gross, bekannt durch Film Funk und TV, skizzierte hochinteressant den Fussball, die Lebensweise und seine Begegnungen mit anderen Kulturen, zusammen mit seiner charmanten Lebenspartnerin, Christiane Leupold, Ärztin für Orthopädie und Sportverletzungen mit eigener Praxis in Basel. Chrigel Gross liess uns ein wenig in seine Karten schauen, wie er sich die nächsten 2 bis 3 Jahre vorstellt, noch als aktiver Coach, auf dem Spielfeld und auf keinen Fall bei einem Schweizer Club. Wir Zuhörer waren uns einig, dass wir mit dem zukünftigen Nationalcoach sprachen – sobald die Zeit von Petkovic abgelaufen sein wird. Seine Lebenspartnerin, Christiane Leupold, Ärztin für Sportmedizin in Liestal ist selber eine in jeder Hinsicht auffallende Person (www.drleupold.ch), und es lohnt sich, ihre Homepage anzuwählen. Sie berichtete von ihren Erfahrungen, vom Verschleiern, wie die Frauen ihre eigene Welt kreieren, wie locker sie das Land, die Leute, den Umgang empfand – und Unterschiede gibt es, keine Frage. Christiane Leupold wäre selber ein interessantes Thema, ihre Erfahrung in der arabischen Welt, als Lebenspartnerin eines Trainer-Nomaden wie Christian Gross einer ist. Ich frage sie nächstens an.
Ich hatte schon wieder Hunger, als ich mich um 17.30 Uhr endlich aufraffen konnte, den „Turm“ und die anregende Gesellschaft zu verlassen, und ich war wirklich nicht der einzige. Der Bericht fällt deshalb etwas knapp und stichwortartig aus, weil das interessanteste und delikateste an Informationen und persönlichen Statements den Raum nicht verlassen soll.
Die Fussball-WM 2018 in Russland, die künftigen Orte und die neuen Verfahren; die finanziellen Verstrickungen, die FIFA, die zwei Präsidenten davon, das alles stimulierte uns zu einem unterhaltsamen Haufen, mit genialen Ideen und Vorschlägen zur Weltverbesserung. Und ich kann es nur erneut wiederholen, „les absents ont toujours tort“, denn diese Runde, in dieser Zusammensetzung, vor diesem Hintergrund wird es nie mehr geben.